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Pink Diamond Princess- Folge 12


Für die nächsten Tage kehrte Stille bei Ariane ein. Lord Cerim hatte ihr Haus unmittelbar nach Prinz Paris verlassen und dabei eine seltsame Entschuldigung gemurmelt. Paris ließ sie eine Nachricht zukommen, dass sie keinerlei Entscheidung ohne den Rat von Cassia treffen würde, sodass auch diese angedachte Verabredung nicht zustande gekommen war.

Sie genoss die Ruhe und den Frieden ihres ersten eigenen Zuhauses und in der Akademie. Ariane ignorierte den leisen Klatsch um ihre Person in den Gängen, der verstummte, sobald sie mit Sir Henri, ihrem stetigen Begleiter, erschien. Der Ritter, den Lord Cerim ihr als Aufpasser an die Seite gestellt hatte, entpuppte sich als stiller und freundlicher Krieger. Allein durch seine hünenhafte Erscheinung brachte er ihre Kommilitonen zum Schweigen. Er war aufmerksam, aber niemals aufdringlich. Der strengblickende Sir Henri lächelte sogar gelegentlich, wenn Ariane Eindruck in den Vorlesungen mit ihrer Mitarbeit oder Kommentaren machte oder sie zufrieden über ihrer Arbeit grübelte.

„Sir Adrian, soll ich Euch die Bücher abnehmen?“, fragte er zuvorkommend, als Ariane wieder einmal die Bibliothek geplündert hatte.

Sie ächzte unter dem Gewicht ihrer Tasche und den fünfzehn Büchern, die sie in der riesigen Sammlung der Akademie für sich entdeckt hatte. Wie im Schlaraffenland entdeckte Ariane zahlreiche Schätze über das Römische Reich und Baukonstruktionen, Götter und Mythen, die sie unbedingt lesen wollte.

„Das wäre sehr freundlich von Euch, Sir Henri! Ich habe mich nicht entscheiden können. Es tut mir leid“, erwiderte sie.

„Wann lest ihr all die Bücher? Ich brauche für einen solchen Schinken ein Jahr oder mehr und ihr vertilgt sie in nur einer Nacht!“

Ariane kratzte sich verlegen am Kopf. „Wenn ich anfange, kann ich nicht aufhören. Seht ihr die blauen Ringe unter meinen Augen? Daran sind nur die dicken Schinken schuld!“

Sir Henri lachte so laut auf, dass sich vor dem Eingang der Bibliothek alle nach ihnen umdrehten. „Na los, bringen wir Euch und die Bücher sicher nach Hause, Mylord!“

Auf dem Heimweg in der Kutsche flogen Arianes Gedanken zu Lord Cerim, der ihr seit dem seltsamen Morgen nicht mehr begegnet war.

„Sir Henri, habt Ihr Lord Moreno die Tage gesehen?“

„Gestern, Mylord. Ich berichte ihm täglich nach meinem Dienst bei Euch.“

Arianes Herz pochte schneller und in ihrem Bauch wirbelte es wild. Sie musste diese aufkommenden Gefühle loswerden. Hätte er sie sehen wollen, wäre er zu Besuch gekommen.


 

Piper begrüßte die beiden am Eingang und nahm Ariane den Mantel ab. „Eine Einladung ist abgegeben worden, Mylord!“

„Eine Einladung von Lord Cerim?“, fragte sie aufgeregt und ihre Wangen wurden heiß.

Sir Henri ging an ihr vorbei und legte die Bücher ab, die er für sie getragen hatte. Sein Gesicht spiegelte Arianes Überraschung wider. Piper übergab ihr den versiegelten Umschlag und folgte ihr ins Arbeitszimmer.

„Als Absender steht die Prinzessin drauf. Ich bin gespannt, was sie möchte, Mylady“, flüsterte Piper ihr zu.

Als sie das Siegel mit dem Briefmesser durchtrennte, starrte Ariane fassungslos auf das Geschriebene.

„Sie lädt mich zu einer Soiree in ihren privaten Salon ein. Ich war noch nie auf einer Abendgesellschaft. Was soll ich jetzt machen, Piper?“

„Sie können unmöglich ablehnen, Mylady! Sie ist die Verlobte Ihres Bruders, noch dazu die Prinzessin! Für wann ist die Soiree gedacht?“

„Heute Abend, Piper!“

Mit aufgerissenen Augen sahen sich die beiden Frauen still an.

Was soll ich jetzt tun?

 

„Herzlich willkommen, Sir Callus. Prinzessin Rose erwartet Euch bereits“, sagte der Diener, der Ariane in Empfang genommen hatte.

Sie trug einen weißen, schicken Anzug an, verkleideter als sonst. Piper hatte ihr die Haare in einem Knoten edel zusammengebunden und ihr sogar Schmuck aus dem Stadthaus holen lassen. Ihr Kragen schmückte ein edler, großer Smaragd, den sie im letzten Jahr selbst in der Mine von Amréne gefunden hatte. Cassian hatte den Edelstein als Geschenk für sie zu einer edlen Brosche anfertigen lassen. Mit den weißen Handschuhen und dem Schmuck fühlte sie sich wie eine Puppe, die bereit war, sich von ihrem Spieler benutzen zu lassen. Um Cassians Willen musste sie einen guten Eindruck bei seiner Verlobten hinterlassen. Allein die Ehre, zu einer privaten Soiree eingeladen zu sein, würde dem Stand von Adrian, der sie vorgab zu sein, enorm helfen. Es würde einige Neider verstummen lassen.

Der Diener führte sie in den großen Salon der Prinzessin, in dem sich die Gäste versammelt hatten. Die Tür ging auf und Ariane erstarrte. Lord Cerim stand in Gesellschaft einer adligen Dame, die sich an ihn lehnte und ihren Arm um den seinen gelegt hatte. Die junge Frau sah in ihrem prächtigen, glitzernden Kleid und dem sattroten Haar zum Niederknien schön aus. Als Cerims Blick zu Ariane wanderte, blickte er sie abschätzig und mit eiskalter Miene an. Was habe ich bloß falsch gemacht?

Die Lady an seiner Seite drehte sich zum Eingang und sah sie mit großen Augen an, bis sie sich nach kurzer Zeit fing und einen hochmütigen Ausdruck anlegte. Ariane schluckte und erinnerte sich an ihre Manieren. Sie musste die Prinzessin begrüßen und sich für die Einladung bedanken! Mit all ihrem Mut lächelte Ariane. Dies tat sie alles nur für Cassian, der ihr gegenüber mehr als freundlich und aufmerksam war. Ihren dämlichen und kindischen Gefühlen für Cerim musste sie eindeutig Einhalt gebieten.

„Sir Adrian!“, rief eine aufgeregte Stimme nach ihr, und als sie sich zur Seite drehte, kam ihr die Prinzessin schnellen Schrittes entgegen. Rose empfing sie wie einen geliebten Bruder, den sie Jahre nicht mehr gesehen hatte und drückte sie fest an sich, bevor Ariane wusste, wie ihr geschehen war. Völlig perplex ließ sie sich auf die Umarmung der Prinzessin ein.

„Eure Majestät, ich … ähm, danke für die Einladung. Ich bin sehr gerührt darüber, dass Ihr an mich gedacht habt“, stotterte Ariane und küsste die Hand von Rose bei der Verbeugung.

Diese hakte sich unter den angebotenen Arm und strahlte sie freudig an. „Ich freue mich so, dass Ihr hier seid. Ich vermisse Cassian sehr und da Ihr mir nun Gesellschaft leistet, ist es für mich etwas leichter. Wie geht es Euch, Adrian?“ Mit aufgerissenen Augen starrte Ariane die Prinzessin an und bemühte sich sehr, einen zusammenhängenden Satz zu formulieren. „Äh, danke Eure Hoheit. Mir geht es gut, aber Cassian fehlt auch mir.“

„Man berichtet mir nur Erstaunliches über Euch und Eure Leistungen in der Akademie. Ich bin mir sicher, dass Ihr Cassians ganzer Stolz seid. Ich möchte Euch ein paar Damen und Herren aus der Gesellschaft vorstellen. Vielleicht schließt Ihr die eine oder andere Freundschaft. Kommt mit mir“, forderte Rose sie auf und zog sie von einem Grüppchen zum nächsten. Schließlich gelangten sie auch zu Lord Cerim und seiner Begleiterin. „Darf ich Euch Lady Marilyn Selfy vorstellen? Lord Cerim kennt ihr ja bereits.“

In einer Verbeugung begrüßte sie die beiden, die sie wie ein Tier im Zoo musterten.

„Ihr seid also Lord Callus’ Bastardbruder, der so viel Aufsehen in der Akademie verursacht. Sehr erfreut, Sir Adrian“, sagte Lady Selfy im angewiderten Ton und klammerte sich an Lord Cerim, der Marilyn mit finsterer Miene ansah.

„Die Aufregung tut mir aufrichtig leid, Mylady. Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen“, erwiderte Ariane verwirrt über die offenkundige Abneigung ihr gegenüber.

Prinzessin Rose schmiegte sich an ihre Schulter. Sie war einige Zentimeter größer als Lady Selfy und übertraf sie mit ihrer Schönheit um Welten.

„Lady Selfy, ich bin ganz hingerissen von Sir Adrian. Ich muss gestehen, dass er mit Abstand das schönste Gesicht hat, welches ich je gesehen habe. Wäre er eine Lady, würde er sich kaum vor Heiratsanträgen retten können, nicht wahr? Aber seien wir Damen dankbar dafür, dass er es nicht ist, sonst bekämen wir nicht halb so viel Aufmerksamkeit“, sagte Rose, die auf die eitle und hochmütige Seite von Lady Marilyn zielte. Auch wenn sie mit keinem ihrer Worte die Lady beleidigte, so wies sie sie mit Charme in ihre Grenzen.

Ariane verkniff sich ein Lächeln und sah zu Cerim, der sie mit seinen tiefblauen Augen beobachtete.

Seine Mundwinkel zuckten und er wandte sich an seine Begleiterin. „Mylady, ich muss Euch nun leider hier verlassen. Prinz Nicolas hatte bereits mehrfach nach mir gefragt. Aber Ihr seid in bester Gesellschaft, wie ich sehe.“ Er nickte und löste ihren Arm aus dem seinen. „Adrian, möchtest du mich begleiten? Seine Hoheit hat sich auch nach dir und deiner Zeit in der Akademie erkundigt. Er wird bestimmt über einen kurzen Bericht erfreut sein.“ Cerim richtete seine Ärmel.

„Prinzessin Rose, ich weiß nicht …“ Ariane sah verunsichert zu ihr, die sie anstrahlte.

„Natürlich, Adrian, geht ruhig. Ich fange Euch nachher wieder ein, seid Euch gewiss!“, sagte sie lächelnd und wandte sich der echauffierten Lady Selfy zu.

Ariane folgte Lord Cerim mit schnellen Schritten, als ein weiterer Gast angekündigt wurde.

„Ihre königliche Hoheit, Prinz Paris von Damars“, gab am Eingang ein Bediensteter dem Salon bekannt.

Alle im Raum starrten zum Prinzen, doch hatte Paris nur Augen für Ariane. Mit hochrotem Kopf bemerkte sie, wie er direkt auf sie zuschritt und wölfisch grinste.

„Sir Adrian, genau der Mann, nach dem ich suchte!“ Er blieb nur wenige Zentimeter vor Ariane stehen. Zu nah. Er sah an ihr herab und seine grauen Augen schienen in ihrem Innersten lesen zu können.

Sie schluckte und wandte sich ab. Ihr Herz pochte wie wild und sie war sich nicht sicher, ob es Angst oder ein anderes seltsames Gefühl war, das sich in ihr breitmachte. Als ob Paris nur sie in dem Raum wahrnahm und einzig Ariane für ihn bestand. Gleichzeitig überkam sie eine tiefe Traurigkeit. Sie wünschte sich, dass Cerim ihr nur einmal solch einen Blick schenken würde, aber sie schimpfte zugleich mit sich, weil dies unmöglich war. Für ihn existierte nur Adrian. Ariane war wie ein schmutziges Geheimnis zwischen ihrem Bruder, Prinz Paris, Lady Katherine und ihr. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und sie schreckte aus ihrer kurzen Träumerei hoch.

Sie drehte sich zu der Person um, die hinter ihr stand und realisierte, dass Lord Cerim sie mit eisblauen Augen musterte.

„Ist alles in Ordnung? Bedrängt dich Prinz Paris, Adrian?“ Seine Stimme klang finster und harsch.

„Ähm … nein. Ich meine, ja, es ist alles in Ordnung. … Eure Hoheit, warum habt Ihr nach mir gesucht?“, erwiderte Ariane Cerim und fragte im gleichen Zug Prinz Paris, dessen sturmgrauen Augen sich nicht für eine Sekunde von ihr abwandten.

„Ich kann auf Cassians Zustimmung für deine Abreise nach Damars warten, Ari. Was ich absolut nicht leiden kann, ist, wenn man mir aus dem Weg geht. Wir waren verabredet, schon vergessen?“ Paris legte den Kopf schief und lächelte schelmisch.

Arianes Unbehagen stieg ins Unermessliche.

„Warum sollte Cassian seine Zustimmung geben? Adrian hat sich für ein Studium in Ethera eingeschrieben. Was könntet Ihr ihm bieten, Mylord, was er hier nicht haben kann?“, fuhr Cerim Paris an.

„Ihr vergesst Eure Manieren, Moreno! Was ich ihm bieten kann? Ich kann und werde ihm alles bieten, was er sich wünscht! Was geht es Euch an? Seid Ihr sein Protektor? Wollt Ihr mich davon abhalten?“ Paris Gesicht verwandelte sich in einen Sturm aus Zorn und Verachtung, als er sich Cerim zuwandte. Die beiden Männer starrten einander hasserfüllt an, als sich plötzlich Prinz Nicolas dazwischen schob.

„Meine Herren, das hier ist kein Schlachtfeld. Und soweit ich mich erinnere, Prinz Paris, hofftet Ihr auf Verhandlungen mit Ethera. Ich weiß, Euch beiden liegt das letzte Gefecht noch im Blut, aber ich rufe Euch sofort dazu auf, Euch zu beherrschen. Hier sind Damen anwesend!“, rief er sie mit lauter Stimme zur Räson.

„Verzeiht, Majestät. Ich wollte Lord Paris nur darauf hinweisen, dass in Cassians Abwesenheit Adrians Besuche mit mir abgestimmt werden müssen. Wenn Euch das nicht passt, kommt gern bei mir vorbei“, erwiderte Cerim trocken, packte Ariane an den Schultern und schob sie an Paris vorbei. Dieser fasste im Vorbeigehen nach Arianes Hand und drückte sie.

„Wir sehen uns, Ari“, versprach er ihr mit einem finsteren Glanz in den Augen.


 

Dieses gottverdammte Stück Scheiße eines Dukes kommt mir nie wieder in die Quere, das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist!

Paris kochte innerlich, während er beobachtete, wie Moreno seine Ariane zur Terrasse zog. Wusste Moreno von Arianes wahrer Identität und stellte sich deswegen zwischen sie? Oder schlimmer … Hatte Lord Moreno, das Aushängeschild der königlichen Familie und Lord Kommandant, etwa Gefallen an einem Jüngling? Paris fletschte die Zähne bei dem Gedanken, dass Cerim Hand an seine Ariane legen würde.

Lady Selfy zuckte augenblicklich zurück, als er sich bewusst wurde, dass er ihr überhaupt nicht zugehört hatte und sein innerlicher Groll lautbar geworden war.

„Verzeiht, Mylady. Ich bin heute kein besonders charmanter und aufmerksamer Gesprächspartner. Was sagtet Ihr gerade?“

Lady Selfy hakte sich bei Paris ein und lehnte sich vertraut an ihn. „Sagt mir, dass Ihr ihn ebenso grässlich findet wie ich! Ein Bastard! Dann wagt er sich auch noch hierher, in so erlesene Gesellschaft! Unerhört oder nicht, Eure Majestät?“, zischte sie und ihr Blick folgte dem seinen.

Lady Marilyn sollte ihm als Ablenkung dienen, aber je länger er ihr in das vermeintlich hübsche Gesicht blickte, desto mehr wollte er es ihr direkt verunstalten.

Paris sah angewidert zu Marilyn hinunter und zog ihren Arm von seinem. „Ihr wisst, dass auch ich in Eurer Definition von Ehe ein Bastard bin, Lady Selfy? Mein Vater war niemals verheiratet und hat Kinder mit unterschiedlichen Frauen gezeugt. Mein Bruder und ich sind trotzdem legitime Erben von Damars. Wie könnt Ihr es wagen, ein so reines und unschuldiges Wesen wie Sir Adrian zu verunglimpfen? Er besitzt mehr Charme und mehr Schönheit in einer Fingerkuppe, als ihr jemals besitzen werdet. Wagt es noch einmal, seinen Namen in Euer dreckiges Mundwerk zu nehmen, und ich zeige Euch, weshalb ich der Schlächter von Damars genannt werde.“ Er musterte Lady Marilyn, die ihn leichenblass und erschrocken anstarrte.

Sie nahm sofort Abstand von ihm, was ihn ungemein erleichterte. Ihr schweres, ekelhaft süßes Parfüm stach ihm in die Nase und ihre Nähe forderte ihn heraus, sofort mit seinem Dolch ihren schlanken Hals aufzuschlitzen.

„Ich bitte um Verzeihung, Eure Majestät. Ich … wollte nicht …“, stotterte sie und verbeugte sich vor ihm.

„Geht. Geht mir endlich aus den Augen, Mylady. Sonst vergesse ich mich ganz!“

Geduld, Paris. Hab Geduld!, mahnte er sich. Ariane wird mir gehören und niemand wird es je wagen, auch nur mehr ein schlechtes Wort über sie zu sagen. Was wussten sie denn alle schon? Er würde sie besitzen, sie berühren dürfen. Seine Prinzessin. Sie war die zukünftige Duchess von Damars. Mit ihr und durch sie würden sie in Solmere herrschen und er würde glücklich werden. Sobald er sie ansah, überkam ihn ein Frieden, den er bisher nicht kannte. Er war im Leben noch nie verliebt gewesen. Nein, das Wort traf es nicht. Er war besessen von Ariane. Sie hatte ihn mit ihren amethystfarbenen Augen verhext, an die Ketten gelegt und zu ihren Füßen unterworfen.

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